Minderjährige im Militär
Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchswerbung der Bundeswehr

Soldat und Soldatin ist kein Beruf wie jeder andere, wie die Bundeswehr in ihrer Rekrut*innenwerbung behauptet. In keinem anderen Beschäftigungsverhältnis gehört es dazu zu töten und getötet werden. Selbst bei der Polizei darf das Töten nur in Notwehrsituationen erfolgen. Bei der Bundeswehr zu arbeiten ist offensichtlich nicht mit dem Nachhaltigkeitsziel Nummer 8 „Menschenwürdige Arbeit“ zu vereinbaren. Da es der Bundeswehr nur schlecht gelingt, Menschen zu rekrutieren, wendet sie sehr viele Tricks an, um junge Menschen zu erreichen und gibt dafür sehr viel Steuergelder aus.

Was da abgeht, wollten wir (Förderverein Frieden, DFG-VK und Friedensbündnis Mannheim) genau wissen und haben einen bestens informierten Referenten eingeladen: Michael Schulze von Glaßer (kurz Michi). Der Politikwissenschaftler hat seine Recherchen zur Bundeswehrwerbung in mehreren Büchern veröffentlicht und in seinen Funktionen als politischer Geschäftsführer der DFG-VK (Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen) und Beiratsmitglied der Informationsstelle Militarisierung (IMI) Aufsätze und Vorträge dazu verfasst.

Vor seinem Vortrag am Abend im Haus der Jugend, C 2, 16-18 schaute sich Michi die Ausstellung FRIEDENSKLIMA an und war willens Fragen zu beantworten. Leider kamen wegen Regen und Wind nur wenig Leute, aber es gab mit Aktiven unseres Standnachbarn, den Naturfreunden, ein angeregtes Gespräch.

Doppelschlag: Mehr Rüstung, mehr Soldatinnen und Soldaten

Die Bundeswehr hat aktuell 183.135 Soldat*innen, die auf 203.000 im Jahr 2025 aufgestockt werden sollen. 2019 rekrutierte das Militär 20.070 Personen und 2022 nur 18.776 also weniger. Das ist ein Beleg dafür, dass die Bundeswehr nur für wenige Menschen attraktiv ist. Das gilt auch für die Minderjährigen, obwohl deren Zahl von 1.239 im Jahr 2021 auf 1.773 im Jahr 2022 gestiegen ist aufgrund heftiger Werbeanstrengungen.

Die Bundeswehr versucht schon seit Langem Menschen unter 18, das heißt Minderjährige, mit irreführenden Plakaten und Slogans an Bahnhöfen und Haltestellen oder Straßenbahnen im Militärlook zu erreichen. Auftritte in Schulen, an Unis und bei Jobmessen oder bei der Gamescom, der riesigen Messe für Online- und Computerspiele dürfen dabei nicht fehlen. Die Werbeagentur Castenow produzierte Videoserien, die einen tollen Rekrut*innen-Alltag vorgaukeln und selbst Pizzalieferanten stellte die Bundeswehr uniformierte Pappkarton für Pizzen zur Verfügung.

Nicht genug damit, dass die Bundeswehr Minderjährige verpflichtet – den Vertrag müssen die Eltern unterschreiben – sie werden sogar an der Waffe ausgebildet. Es gibt also auch in Deutschland Kindersoldaten. Das ist ein Verstoß gegen die UN-Kinderrechtskonvention und das steht im Widerspruch zu einem Unterziel des SDG 16 (Frieden, Gerechtigkeit, starke Institutionen), welches den Missbrauch und die Ausbeutung von Kindern für Sklavenarbeit oder militärische Zwecke abschaffen will.

Minderjährige im Militär – Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchswerbung der Bundeswehr
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